
Der Uranatlas ist ein Kooperationsprojekt, welches kompakt die globalen Dimensionen des Uranabbaus und der anschließenden Weiterverwendung veranschaulicht. Viele einzelne Expert*innen und Autor*innen aus drei Kontinenten kommen darin zu Wort, die den Interessierten einen Überblick verschaffen, über die wesentlichen Kernfragen rund um das Thema Uran. Es werden historische, wirtschaftliche, gesundheitliche und politische Fakten benannt, die das konsequent bestehende Risiko durch Uran belegen. Zudem werden die verschiedenen Prozesse und Zwischenschritte der nuklearen Kette nachvollziehbar geschildert, die das globale Ausmaß dieser Sackgasse offenbaren.
Der Atlas – mit dem Untertitel ,,Daten und Fakten über den Rohstoff des Atomzeitalters‘‘ – entstand aus der Kooperation der Nuclear Free Future Foundation (NFFF), der Rosa-Luxemburg-Stiftung, dem Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) und Le Monde diplomatique. Sein Debüt feierte er am 12.09.19 in der TAZ-Kantine, mit einer anschließenden Diskussion, in der der Leiter des Projekts ,,Uranatlas‘‘, der Umweltjournalist Dr. Horst Hamm, erklärte, warum er die Schaffung eines Uranatlasses für notwendig hielt. Weitere Aktivist*innen und Expert*innen schilderten im Verlauf des Abends die folgeträchtigen Konsequenzen, die die Nutzung von Atomenergie, in all ihren Facetten, mit sich zieht.
Die südafrikanische Aktivistin Makoma Lekalakala, die die Niederlassung der NGO Earthlife in Johannesburg leitet, prangerte das fehlende Schutzequipment der Arbeiter in der Atomkraftindustrie an, welche eine erhöhte Krebsrate aufwiesen. Trotzdem würde Atomkraft als ,,sauber‘‘ gehandelt und absichtlich eine Verschleierung der unangenehmen Fakten vorgenommen. Auch Dr. Alex Rosen, Vorsitzender von IPPNW Deutschland, warnte vor den gesundheitlichen Folgen, die die Atomindustrie birgt. Er betonte, dass Hauptbetreiber dieser Industrie bis heute das Militär sei.
Uran kann vieles sein: Ausgleichgewicht für Flugzeugtragflächen, Energielieferant, Waffe, in jeder Form jedoch im höchsten Maße schädlich für Mensch und Umwelt. Bereits in seiner unverarbeiteten Form ist die bloße Gewinnung gefährlich. Eine spezielle Doppelseite widmet der Uranatlas den Uran- oder DU-Waffen, unter der Überschrift: ,,DU: Kürzel für den Krieg ohne Ende‘‘.
Verfasst wurde der Beitrag vom ICBUW-Vorsitzenden Prof. Manfred Mohr und der Friedensaktivistin Marion Küpker, Organisatorin der legendären Uranwaffen-Konferenz in Hamburg, 2003. Er stellt eine aktuelle und komprimierte Darstellung der Thematik Uranwaffen dar, ihrer Wirkungsweise, Einsatzgeschichte und –folgen sowie der rechtlichen Argumente für ihr Verbot (Grundsätze des humanitären Völkerrechts, Vorsorgeprinzip, menschen- und umweltrechtliche Standards). Interessant sind auch die Angaben zu DU-Tests und –Zwischenfällen mit Bezug auf bundesdeutsches Territorium.
Mindestens 18 Staaten weltweit verfügen über Uranwaffen in ihrem Arsenal, u.a. – England, USA, Frankreich, Russland, die Türkei, Israel und China. Andere sind wiederum an der Herstellung von Uranwaffen beteiligt. Der größte Hersteller und Exporteur von Uranwaffen ist die Honeywell-Tochter Alliant Tech Systems (ATK) in den USA, die 2017 vom Waffenkonzern Northrop Grumman übernommen wurde.
Eine höchst instruktive Kartendarstellung, betitelt mit „Uranwaffen – das verdrängte Problem“, zeigt Länder, in denen Uranwaffen hergestellt, getestet und eingesetzt wurden und werden.
Der Uranatlas, an dessen Zustandekommen der Münchener Journalist und Mitbegründer des Nuclear-Free-Future Award Claus Biegert maßgeblichen Anteil hat, schließt eine Lücke. Auf diese hatte Manfred Mohr in der TAZ-Kantinen-Diskussion hingewiesen: Es gibt – mit Ausnahme des Internationalen Uranium Filmfestivals (IUFF) – kaum ein Forum, das sich (weltweit) mit dem Thema „Uran“ im Allgemeinen auseinandersetzt. Zu nennen wären hier allenfalls noch das – auf den Uranbergbau fokussierte – „Uranium Network“ und das – breiter angelegte – „WISE Uranium Project“. Umso wichtiger ist es, dass bald eine englischsprachige Fassung des Uranatlas vorliegt.
(Manfred Mohr und Eliah Buchholz)