IPB Weltfriedenskongress Barcelona – eine tolle Inspirationsquelle für die Arbeit von ICBUW

15. November 2021 Artikel, Blog-Beiträge, ICBUW
After the ICBUW workshop (right to left): Ria Verjauw, Manfred Mohr (ICBUW co-chairs), Sdran Aleksic, Velimir Nedeljkovic (Nis Team), Nadine-Isabelle Kas (ICBUW Team), Alexia Tsouni (Greek feminist peace activist, President EBCO)

An dem Kongress, der vom 15. bis 17. Oktober in der wunderschönen Stadt Barcelona stattfand, nahm eine ICBUW-Delegation teil, bestehend aus den beiden Co-Vorsitzenden Ria Verjauw und Prof. Manfred Mohr sowie ICBUW-Teammitglied Nadine-Isabelle Kas. Begleitet und unterstützt wurden wir von unseren serbischen Freunden aus Nis, Dr. Sdran Aleksic und Prof. Velimir Nedeljkovic.

Der Kongress war mit mehr als 2.600 Teilnehmern (900 vor Ort und 1.700 online) eine Riesenveranstaltung. Der Aktionsplan 2021-2023 des Internationalen Friedensbüros mit dem Titel „(Re)Imaging our World and Taking Action for Peace and Justice“ sieht einen weiteren Friedenskongress im Jahr 2026 im asiatisch-pazifischen Raum vor. Dies wird der dritte sein – nach Barcelona und Berlin (2016), wo ICBUW ebenfalls aktiv teilnahm.

Eine große Anzahl von Frauen und indigenen Völkern war anwesend und bestimmte die Richtung der Diskussionen mit. Sie lenkten die Aufmerksamkeit auf die spezifischen Probleme und Auswirkungen von Krieg und Gewalt auf ihre Gemeinschaften. 

Der Einsatz von Waffen mit abgereichertem Uran (DU-Munition) ist ein deutliches Beispiel für die Umweltzerstörung durch Krieg und Militär, bei der giftige Substanzen freigesetzt werden, die Mensch und Natur schwer schädigen. Bei näherer Betrachtung sind die Auswirkungen und Folgen der DU-Kontamination geschlechtsspezifisch. Frauen, Kinder und Ungeborene sind durch die Folgen der kriegsbedingten radioaktiven Verseuchung stärker gefährdet. Doch die offiziellen Durchschnittswerte, die für sichere Grenzwerte im Falle von Strahlung und Toxizität verwendet werden, berücksichtigen nicht ihre Situation.  

Gewalt ist immer geschlechtsspezifisch, und Krieg und Konflikte haben ihre Wurzeln in sozialer Ungleichheit, mangelnder Gerechtigkeit, Ausbeutung und patriarchalischer Organisation der Gesellschaft. Frauen sind weltweit die größten Opfer von Armut und Gewalt, und deshalb sollten sie vereint in der ersten Reihe stehen, um für Gerechtigkeit und Frieden zu kämpfen.  Nur dann werden wir in der Lage sein, eine nachhaltige Gesellschaft aufzubauen.

Wie die Organisatoren des Kongresses feststellten: „Wenn die jüngste Pandemie uns etwas gelehrt hat, dann dies: Nur gemeinsam können wir all die miteinander verflochtenen Herausforderungen angehen, vor denen die Menschheit heute steht“. Diese Aussage trifft das Kernproblem: Nur gemeinsam und mit vereinten Kräften können wir uns auf den Weg zu einer friedlicheren Welt machen, in der Abrüstung und gewaltfreie Konfliktlösung nicht mehr in Frage gestellt werden.

Der Hauptbeitrag von ICBUW zum Kongress bestand in dem Workshop „Opferhilfe und Umweltsanierung: die Fälle von Atom- und von Uranwaffen“. Während sich der ICBUW-Workshop auf dem Berliner Kongress 2016 auf das breitere Thema von Umweltzerstörung und Krieg als Gegenstand der Friedens- und Abrüstungsbewegung konzentrierte, wurden in diesem Jahr einige konkretere Aspekte herausgearbeitet, die sich auch auf den Bereich der Atomwaffen erstreckten. Doug Weir von CEOBS lieferte einen sehr nützlichen Beitrag zu den Grundsätzen der Opferhilfe. Schließlich führte der serbische Fall, ebenfalls im Rahmen der Filmveranstaltung von ICBUW, zu intensiven Diskussionen darüber, wie DU-Opfern tatsächlich und pragmatisch geholfen werden kann. Dabei ging es um die Wirksamkeit rechtlicher Mechanismen und Verfahren, einschließlich der des allgemeinen Völkerrechts und der Menschenrechte – zusätzlich zum Vertragsrecht, wie im Fall des neuen Vertrages über das Verbot von Atomwaffen. Unter anderem vereinbarten wir mit unseren Kollegen aus Nis, mögliche „Durchsetzungsmechanismen“ in Bezug auf die in Genf eingeleiteten Menschenrechtsverfahren weiter zu untersuchen.

Darüber hinaus gab es eine sehr interessante Debatte über die spezifische Rolle von ICBUW und der Beschäftigung mit DU-Waffen im Kontext des umfassenderen Themas Umwelt und Krieg. Es herrschte Einigkeit darüber, diesen breiteren Hintergrund im Auge zu behalten, der immer deutlicher wird (auch bei der COP 26 in Glasgow), während wir an unseren spezifischen Themen festhalten.

Die ICBUW-Veranstaltungen wurden hybrid abgehalten, d. h. sie kombinierten die persönliche Anwesenheit mit einer digitalen Teilnahme. Dies erforderte eine geeignete Didaktik, eine spezielle technische Einrichtung und einen Co-Moderator, der den Vortragenden oder Referenten unterstützt. Das hybride Konzept ermöglichte es unseren Unterstützern aus aller Welt, sich einzuloggen und sowohl den Workshop als auch die Filmvorführung online zu verfolgen. Wenn sie funktioniert, stellt die hybride Lösung eine großartige Technologie dar, die viele Möglichkeiten bietet.

Neben den „großartigen“ Rednern (viele von diesen jung und weiblich!) auf der Plenarsitzung und den gelungenen Workshops der teilnehmenden Organisationen bot der Weltfriedenskongress im Namen des Internationalen Friedensbüro-Jugendnetzwerks (IPBYN) ein Programm mit interaktiven Workshops, einer „sozialen Stadttour“ und einem Diskussionsforum für junge Friedensaktivisten. Die internationale Jugendbegegnung mit fast 40 jungen Menschen aus allen Kontinenten, mit unterschiedlichen Erfahrungen und Perspektiven zum Thema Frieden, gab allen Teilnehmern die Möglichkeit, die Friedensbewegung, Gerechtigkeit und Abrüstung zu diskutieren und sich auszutauschen.

Alles in allem war der IPB-Weltfriedenskongress in Barcelona eine grossartige Erfahrung. Er hat uns inspiriert, nach neuen Argumentationsmustern, Organisations- und Arbeitstechniken zu suchen. Der IPB-Friedenskongress gab uns die Möglichkeit, unser Networking zu stärken, neue Connections aufzubauen und unsere Energie zu tanken, um unsere spezifische Friedensarbeit fortzusetzen, uns bestätigend, „auf dem richtigen Weg“ zu sein…

(Manfred Mohr/Ria Verjauw/Nadine-Isabelle Kas)