
Brüssel 21. März 2024 – Gegenaktionen zum allerersten IAEO-Gipfel
Mehr als 400 globale Gruppen unterzeichnen neue Anti-Atom-Erklärung
Brüssel, 21. März 2024 – Eine internationale Koalition von Klima-, Umwelt- und Friedensaktivisten organisierte eine Protestdemonstration in Brüssel in der Nähe des Atomenergie-Gipfels, den der belgische Premierminister und die Internationale Atomenergie-Organisation gemeinsam ausrichteten. Das Gipfeltreffen, an dem führende Vertreter aus Politik und Nuklearindustrie teilnahmen, hatte zum Ziel, öffentliche Gelder zu mobilisieren, um das von einer Gruppe von Ländern auf der COP28 in Dubai angekündigte Ziel einer Verdreifachung der weltweiten Nuklearkapazität bis 2050 zu erreichen.
In den letzten 30 Jahren wurden jedes Jahr durchschnittlich 5 Kernreaktoren an die weltweiten Stromnetze angeschlossen. Laut der Aktivistengruppe „Don’t Nuke the Climate“ würde eine Verdreifachung der Kernkraftkapazität bis 2050 voraussetzen, dass die Länder in den nächsten 26 Jahren jedes Jahr zwischen 24 und 28 neue Reaktoren an das Netz anschließen – ein völlig unrealistisches Ziel.
An der Demonstration, die dieses Ziel als reines Hirngespinst entlarvt, nehmen Vertreter von Gruppen wie Greenpeace und dem Europäischen Umweltbüro sowie von Don’t Nuke the Climate, International Physicians for the Prevention of Nuclear War und vielen anderen teil.
Aktivisten in Kostümen standen in der Nähe des Atomiums in Brüssel und hielten vor einem aufblasbaren Märchenschloss ein Transparent mit der Aufschrift „NUCLEAR FAIRY TALES = CLIMATE CRISISIS“. Die Aktivisten hielten kurze Reden über die vielen Aspekte, in denen die Kernenergie dem Hype der Industrie und der politischen Befürworter immer wieder nicht gerecht wird.
ICBUW und die belgische Koalition Stop Uranium Weapons waren ebenfalls vertreten.

Ria Verjauw
Ria Verjauw: “Die Verbindung zwischen DU-Waffen und der Atomindustrie ist offensichtlich, denn DU-Waffen werden aus Abfällen der Atomindustrie hergestellt. Seit nunmehr 20 Jahren setzt sich die Intern. Coalition to ban uranium weapons (Koalition für das Verbot von DU-Waffen – ICBUW) das Ziel, Waffen mit abgereichertem Uran weltweit zu ächten und zu ihrer Abschaffung beizutragen. Uranwaffen werden nicht als Atomwaffen, sondern als konventionelle Waffen eingestuft. Sie bestehen hauptsächlich aus abgereichertem Uran (DU). Bei Tests und Einsätzen entsteht ein sehr feiner Staub (Nanogröße), der radioaktiv und chemisch giftig ist. Abgereichertes Uran ist ein Abfall- oder Nebenprodukt der Atomindustrie*. Dieses Schwermetall hat eine Halbwertszeit von etwa 4,5 Milliarden Jahren. Uranmunition führt über viele Generationen hinweg zu Krankheit und Tod unter der Zivilbevölkerung und verseucht die Umwelt. Große Mengen von DU wurden im Irak und auf dem Balkan verschossen. Und heute werden diese Waffen wieder im Ukraine-Krieg eingesetzt. Über die Nahrung und die Atmung wird der giftige DU-Staub in den Körper aufgenommen. Viele Krankheiten können mit ihrem Einsatz in Verbindung gebracht werden: Schäden an den Chromosomen, Missbildungen bei ungeborenen Kindern, Beeinträchtigung der Fruchtbarkeit bei Männern und Frauen, Krebs in fast allen Organen, Nierenversagen und psychische Probleme. DU-Geschosse, die ihr Ziel verfehlen, korrodieren außerdem sehr langsam und geben ihre Giftstoffe an das Grundwasser und den Boden ab, wodurch die Umwelt und die Menschen, die in den kontaminierten Gebieten leben, vergiftet werden. Der Einsatz von abgereichertem Uran gefährdet langfristig die Gesundheit der Zivilbevölkerung und des Militärs, behindert den Wiederaufbau in den verwüsteten Gebieten, verbreitet Angst und ist schwer und teuer zu beseitigen. Der Einsatz von DU-Munition mit seinen Folgen verstößt gegen die geltenden Normen des humanitären Völkerrechts, der Menschenrechte und des Umweltschutzes.”
Globale Zivilgesellschaft spricht sich gegen Atomfantasien aus
Mehr als 400 globale Organisationen haben diese Woche eine gemeinsame Erklärung veröffentlicht, in der sie die Regierungen auffordern, keine Zeit und kein Geld für Atommärchen zu verschwenden und stattdessen sichere erneuerbare Energien bereitzustellen. Zu den Organisationen gehören Klima- und Umweltorganisationen, Netzwerke von Friedensaktivisten sowie Jugendgruppen, Kirchen und andere Vertreter der Zivilgesellschaft.
Zusätzliche Informationen
- Nuclear Myth Busting – Don’t Nuke the Climate
- COP28 and the nuclear energy numbers racket – Bulletin of the Atomic Scientists
- What is the role of nuclear energy in achieving climate targets in global scenarios? – Umweltbundesamt
(Ria Verjauw)