ICBUW Veranstaltungen in Berlin am 23.-25. Juni

25. August 2019 Artikel, ICBUW, Veranstaltungen

Die Veranstaltung “Die Bombardierung EX-Jugoslaviens mit Uranmunition 20 Jahre danach” am 24. Juni war ein voller Erfolg. Etwa 100 Gäste sahen sich die Filme zum Thema Uranmunition an und diskutierten im Anschluss eifrig mit unserer Diskussionsrunde im Saal. Gegen Ende gab es im Saal eine vorherrschende Meinung: Den Opfern der NATO Operation „Allied Forces“ muss geholfen werden! Doch nicht nur die Veranstaltung im „Großplanetarium“ in Prenzlauer Berg war ein Erfolg. In den Tagen um die Veranstaltung herum fanden Arbeitstreffen statt, mit interessanten Gesprächen und einem regen Austausch.

Los ging es mit einem Get Togather am 23. Juni Abends im „Coop Anti-Kriegs Café“ mit den einigen Mitarbeitern von ICBUW, dem Uranium Film Festival und weiteren Unterstützern. Auch unser Ehrengast Dr. Srđan Aleksić aus Serbien nahm teil. Zu Anfang wurde die zuvor stattgefundenen Tagung in Nis besprochen, zu der Dr. Aleksić viele internationale Gäste, unter anderem auch den Sprecher von ICBUW Prof. Manfred Mohr, eingeladen hatte. Die Tagung war von politischen Spannungen geprägt, da der Bürgermeister von Vranje eine vorher angesetzte Tour kurzfristig absagte. Der Grund ist bis zu diesem Zeitpunkt nicht zweifelsfrei bekannt. Dass Druck seitens der NATO bzw. der USA aufgebaut wurde kann dabei nicht ausgeschlossen werden. Dr. Aleksić wies allerdings im Gespräch mehrfach darauf hin, dass es ihm primär um die Hilfe für die Opfer geht und nicht darum die NATO für die Völkerrechtswidrige Intervention anzuklagen.

Am Morgen des nächsten Tages stand das ICBUW Arbeitstreffen auf dem Programm. Unterstützt wurde die Gruppe auch von Lucas Wirl (IALANA- International Association of Lawyers against Nuclear Arms) ausschreiben und Alessandra Thomson (IPB – International Peace Bureau). Dort wurden die nächsten Pläne besprochen, wie man das Thema in der medialen Präsenz verankert. In den Gesprächen wurde klar, dass eine Dekontaminierung quasi unmöglich ist. Sie wäre zu aufwendig und teuer. Daher sollte das Ziel vielmehr sein, den Opfern selbst zu helfen. Dr. Aleksić beschreibt Schwierigkeiten der politischen Arbeit in Serbien. Viele Menschen dort hätten Angst sich gegen die Regierung zu Stellen in diesen kritischen Fragen. Um eine wissenschaftliche Grundlage zu schaffen, sollten sich Expertenteams aus Serbien mit dem wissenschaftlichen Beirat von ICBUW vernetzen. Eine wissenschaftliche Grundlage muss das Fundament jeder Diskussion sein. Gerade bei derart komplexen Themen wie Uranmunition, dessen Verbreitung und den Auswirkungen auf den menschlichen Organismus.

Weiter ging es am Nachmittag im Planetarium mit dem Pressetermin bezüglich der Veranstaltung Abends. Thema war dort erneut die Tagung in Nis. Die Pressevertreter zeigten sich bedrückt aufgrund der offensichtlich starken politischen Widerstände in Serbien. Die serbische Regierung möchte keinen Druck auf die westlichen Staaten aufbauen, da das Land auf wirtschaftliche Kooperation und Integration angewiesen ist. Es wird außerdem deutlich, dass das Thema Uranmunition in den Medien schwer zu vermitteln ist. Da die Schäden durch Uranmunition schleichend in Erscheinung treten, ist die Visualisierbarkeit äußerst schwierig.

Im Anschluss an den Pressetermin gab es noch ein Vorgespräch mit dem 1. Vorsitzenden der deutschen Sektion der IPPNW Dr. Alex Rosen. In diesem Gespräch wurde deutlich, dass eine informierte Öffentlichkeit den Kern der Arbeit darstellen sollte. Das Thema muss verstärkt auf die politische Agenda, nur dann ließe sich politisch etwas bewegen. Dafür werden erneut Studien besprochen, die als wissenschaftliche Grundlage dienen sollten. Mit einer Fall Kontrollstudie ließen sich die Auswirkungen von DU epidemiologisch nachweisen. Die Finanzierbarkeit und der politische Druck in Serbien stellen jedoch ein Problem dar. Für aufwendige epidemiologische Studien fehlen in der Region das Interesse und die finanziellen Mittel.

Nachdem alle Gäste im Saal Platz nahmen, starteten die vier Filme zum Thema Uranmunition. Der letzte war der Film über unserem Gast Dr. Srđan Aleksić. „Uranium 328: My Story“ wurde im Anschluss mit dem gelben Herzen aus brasilianischem Holz vom International Uranium Film Festival ausgezeichnet. Unter Applaus nahm unser Gast das Herz von der Berliner Festival Koordinatorin des IUFF Jutta Wunderlich an. Darauf folgte eine Diskussionsrunde mit Dr. Srđan Aleksić, dem Prof. Manfred Mohr (ICBUW), Ria Verjauw (ICBUW) und Dr. Alex Rosen (IPPNW). Moderiert wurde das Gespräch von Heinrich Bücker (COOP Anti-War Kunstbar). Die Gäste beteiligten sich rege an der Diskussion rund um Uranwaffen, der Intervention der NATO in Ex-Jugoslawien und den Schrecken des Kriegs im Allgemeinen. Damit endete die Veranstaltung im Planetarium.

Am nächsten Tag wurden die Veranstaltung und die ICBUW Arbeit im Allgemeinen bei einem weiteren Arbeitstreffen besprochen. Dort wurden noch einmal die ökologischen Folgen der Uranmunition erörtert sowie die Möglichkeit das International Uranium Film Festival nach Serbien zu holen, um dort so wie in Deutschland Öffentlichkeitsarbeit zu leisten. In diesen Tagen voller konstruktiver Gespräche wurde klar: Lange Diskussion um die Schuldfrage bringen uns dem Ziel den Menschen in den von Uranmunition kontaminierten Gebieten zu helfen nicht weiter. Das Ziel müssen prakmatisch-humanitäre Lösungen sein. Damit könnten wir mit den unterschiedlichen Institutionen der Länder sowie mit Nichtregierungsorganisationen wie, ICBUW es gemeinsam schaffen, Hilfe für die betroffenen Menschen zu erreichen. Für viele kommt diese Hilfe bereits zu spät, aber einigen können wir noch helfen. Wir müssen jetzt handeln, damit nicht noch mehr Menschen an Folgen des NATO Einsatzes mit Uranmunition leiden!

(Stefan Westfechtel)