
In den letzten Monaten hat ICBUW die Nachrichten aktiv verfolgt, um Beweise oder Berichte über den Einsatz von Waffen mit abgereichertem Uran in der Ukraine zu finden (siehe zuletzt unseren Artikel vom August).
Bis jetzt gibt es noch keine verlässlichen Informationen darüber, wo die von den USA und Großbritannien bereits gelieferte Munition mit abgereichertem Uran an der Front eingesetzt wurde. Gleichzeitig gibt es auch keine Nachweise, dass Russland seine Waffenarsenale mit abgereichertem Uran einsetzt. Dies mag auch daran liegen, dass die Entwicklung und Herstellung von DU-Munition für die russische Armee offenbar nie eine Priorität war. Es wird zwar vermutet, dass sie über beträchtliche Arsenale solcher Munition verfügt; andere Munitionstypen sind aber viel verbreiteter und werden auf dem Schlachtfeld aktiv eingesetzt.
In einem aktuellen Briefing der ukrainischen Streitkräfte hat Oberst Vlasiuk mehr als 4800 Fälle bestätigt, in denen Russland chemische Substanzen eingesetzt hat. Mehr als 2000 ukrainische Militärangehörige wurden seit Beginn der russischen Invasion wegen chemischer Vergiftungen in Krankenhäuser eingeliefert. Nach unseren Informationen ist diese Zahl von 2000 stark untertrieben. In dem Bericht von Oberst Vlasiuk werden jedoch nur Stoffe wie CS-Gas (auch als Tränengas bekannt) und ähnliche Verbindungen erwähnt, die normalerweise von der Bereitschaftspolizei eingesetzt werden. Abgereichertes Uran wird in dem Bericht nicht erwähnt.
Gleichzeitig instrumentalisiert Russland das Problem der Waffen mit abgereichertem Uran weiterhin für seine eigenen politischen Zwecke. So hat der kürzlich in Moskau getötete Generalleutnant Igor Kirillow, Leiter der Einheiten des radiologischen, chemischen und biologischen Schutzes der russischen Streitkräfte, mehrfach auf die Gefahren des Einsatzes von Munition mit abgereichertem Uran hingewiesen und seine Besorgnis über die westlichen DU-Lieferungen an die Ukraine zum Ausdruck gebracht, letztmals am 24. März 2023. General Kirillov kritisiert zwar „den Westen“, verschweigt aber in seinem Bericht die Mengen der russischen DU-Munition. Ein anderes Detail, das in diesem Bericht erwähnt wird, ist für die aktuelle Situation an der Front sehr relevant. Kirillov zufolge haben DU-Waffen „in modernen militärischen Konflikten keine Vorteile gegenüber Wolfram“. Dies könnte einer der Gründe dafür sein, dass es seit einiger Zeit keine neuen Berichte über den Einsatz von DU-Waffen durch Russland gibt.
Andererseits ist bekannt, dass DU im Überfluss vorhanden ist, da es ein Abfallprodukt der nuklearen Kette ist. Wolfram hingegen ist ein seltenes Metall, das auf der Erde natürlich vorkommt und sehr teuer ist. Einer der Vorteile für die Nutzer von DU sind also die Kosten.
Es sollte auch erwähnt werden, dass trotz Russlands Bemühungen, die Diskussion um abgereichertes Uran zu nutzen, um das Narrativ der „ukrainischen Kriegsverbrechen“ / „Kriegsverbrechen der USA und Großbritanniens“ weiter voranzutreiben, die schädlichen Auswirkungen des Einsatzes von abgereichertem Uran auf dem Schlachtfeld und die lang anhaltenden Auswirkungen auf Umwelt und Gesundheit nicht heruntergespielt werden sollten.
ICBUW vertritt die Position, dass der Einsatz von Waffen mit abgereichertem Uran nach internationalem Recht verboten ist (unsere Position ist hier verfügbar, eine umfassende rechtliche Bewertung wird in Kürze veröffentlicht) und ein umfassendes vertragliches Verbot erforderlich ist, um sicherzustellen, dass diese Waffen in künftigen Konflikten nicht mehr eingesetzt werden, unabhängig davon, ob die Seite, die DU einsetzt, Aggressor oder Opfer ist. Ohne das Recht eines Landes, sich selbst zu verteidigen, zu delegitimieren, fordern wir einen neutralen Ansatz in Bezug auf diesen speziellen Waffentyp und betrachten daher die Position der ukrainischen Regierung, die im Rahmen der Vorbereitung der Abstimmung zur UN DU-Resolution 2024 eingebracht wurde und die Auswirkungen und Umweltfolgen (nur) als Teil der russischen Propaganda und der psychologischen Kriegsführung gegen die Ukraine und ihre Verbündeten bezeichnet, als nicht konstruktiv und schädlich für die Diskussion rund um DU.
(ICBUW Team)